Damit wir uns nicht falsch verstehen: ich habe überhaupt nichts gegen Alkohol.
Wein zum Beispiel ist ein phantastisches Getränk. Guter Wein hat das Potenzial, für aller-höchste hedonistische und intellektuelle Freude zu sorgen. Was wäre ein feines Menu ohne passenden Weine? Und was wäre eine Stadionwurst ohne ein kühles Bier zum Runterspülen?
Einige meiner eindrücklichsten kulinarischen Erlebnisse haben mit alkoholischen Getränken zu tun: so haben wir vor einigen Jahren in der Kellerwirtschaft von Franz Keller zur herausragenden Küche von Marcus Helfesrieder [mittlerweile im sehr empfehlenswerten Café Schwarzwaldschön tätig] mit einem guten Dutzend Freunden ein kleines Vermögen in den Genuss bester Burgunder und Bordeaux-Weine investiert. Und ich werde nie den wirklich sehr guten Singapur Sling vergessen, der an einem Abend mit meiner Frau vor vielen Jahren an der Poolbar im Marriot in Bangkok das berühmte Tüpfelchen auf dem „i“ war.
Doch es gehört auch zur Wahrheit, dass Alkohol ein Nervengift ist.
Und da die Dosis bekanntermaßen das Gift macht, kann es nicht schaden, diese Dosis unter Kontrolle zu haben.
Dieses Rezept ist seit Langem ein bedeutsamer Bestandteil der Grundversorgung unserer Familie. Es hat wohl in den letzten zehn Jahren keinen einzigen Tag gegeben, an dem in unserem Tiefkühler nicht mindestens vier Portionen dieser genialen Nudelsauce darauf gewartet haben, ihrer ureigenen Bestimmung zugeführt zu werden.
Nichts gegen Spaghetti Bollo. Wir sind große Bolognese-Fans. Doch am Ende ist die Abwechslung das Salz in der Suppe unser aller Leben. Und so brauchen auch große Pasta-Liebhaber die ein oder andere Saucen-Variation. Und wenn es eine so geniale ist wie diese hier, dann kann die nächste Portion Bolognese auch gerne mal auf kommende Woche geschoben werden.
Ich sage nur: Hühnerbrühe, Paprika, viel Lauch und zum Schluss Schmand für die Frische und Senf für die Würze.
Dazu passend habe ich den Gerätepark erweitert um einen Thermomix, einen Dehydrator, einen ISI-Siphon, diverse Quetschflaschen für schicke Saucen-Pünktchen sowie einen Sous Vide-Stab zuzüglich Vakuumierer. Das, mit Abstand, eigentümlichste Gadget aus dieser Zeit, ist ein so genannter Eierschallsollbruchstellenverursacher. Diesen kann man dazu verwenden, einem Ei im rohen Zustand quasi den Deckel zu entfernen. Daraus wiederum kann man zwar sehr schicke Rezepte basteln. Wer aber nicht zufällig ein Sterne-Restaurant betreibt oder über viel zu viel freie Zeit verfügt, der wird – nach meiner Erfahrung – den Eiern eher selten eine Sollbruchstelle verpassen. Continue Reading
Ich bemühe mich, in diesem kleinen Blog leise Töne anzuschlagen. Denn allzu sehr geht mir, insbesondere in der digitalen Welt, die Tendenz auf die Nerven, dass nahezu alles immer eine Nummer größer zu sein hat als das Ding von Gestern.
Mindestens „phan-tas-to-matisch“. Darunter machen wir es nicht mehr.
Auf Pinterest ist – gefühlt – jedes zweite Gericht das „beste, was Du jemals gegessen hast“. Selbst Qualitätsmedien blasen ein starken Wind zum vermeintlichen Mega-Sturm auf. Und die Headline „Was er Unglaubliches sah, als er die Klotür aufmachte“ ist vielleicht eine geeignete Masche, um kurzfristig Klicks von verblödeten Internet-Trollen abzugreifen. Die publizistische Kultur geht aber damit schneller in die Hose als Sebastian Haffner im Grab rotieren kann. Continue Reading