Getränke

Ginger Beer selber machen

Lohnt es sich wirklich, Gingerbeer selber herzustellen?

Ich sag mal so: alle Produkte, die Du in üblichen Supermärkten kaufen kannst, sind optimiert auf Lagerfähigkeit, Aussehen, Rendite und den Mainstream-Geschmack. Ich meine das jetzt gar nicht fatalistisch und ich will mich nicht beschweren. Aber eines ist klar: wenn Du irgendein Lebensmittel in „richtig lecker“, „spannend“ oder „individuell“ haben möchtest, ist der Supermarkt definitiv der falsche Ort um danach zu suchen.

Und deshalb finde ich, dass es sich definitiv lohnt, Ginger Beer selber zu machen.

Dein Gaumen wird es Dir danken 🙂

1. Was ist Ginger Beer?

Ginger Beer, zu Deutsch: Ingwerbier, ist ein alkoholfreies bzw. alkoholarmes Erfrischungsgetränk, das durch Fermentation entsteht.

Wie bei allen anderen fermentierten Lebensmitteln wie Joghurt, Brot, sauer eingelegtem Gemüse etc. brauchst Du eine Starterkultur um die Fermentation ans Laufen zu bekommen. In diesem Fall ist das der so genannte Ginger Bug, ein lebhaftes und sehr einfach herzustellendes Gebräu aus Ingwer, Zucker und Wasser. Im Ginger Bug tummeln sich all diejenigen guten Bakterien, die die Fermentation anstoßen und gleichzeitig dafür sorgen, dass sich unerwünschte Bakterien, Keime, Schimmel u.ä. nicht durchsetzen können.

2. Wie schmeckt es?

Die Schärfe und auch die Süße des Gingerbeer hängen immer davon ab, wieviel Ingwer und Zucker Du verwendest und wie lange Du die Fermentation laufen lässt. Wichtig: Gingerbeer als solches ist nicht süß. Das liegt daran, dass die Mikroorganismen den Zucker im Rahmen der Fermentation verarbeiten.

3. Wie kannst Du es verwenden?

Du kannst Gingerbeer pur trinken. Lecker!

Im Sommer gibt es, auf viel Eis, kaum etwas besseres. Aber auch beliebte Cocktails wie Moscow Mule oder Dark & Stormy kommen ohne Gingerbeer nicht aus.

4. Was solltest Du beachten?

4.1 Wichtig: Bio-Ingwer

Die Bakterien, die die Fermentation ans Laufen bringen, sitzen auf der Ingwerschale. Deshalb ist es mindestens für den Gingerbug absolut entscheidend, dass Du Bio-Ingwer verwendest. Die Schale von herkömmlichem Ingwer ist nämlich behandelt und damit so tot wie ein Dorfdisko am Dienstagabend.

Ich würde allerdings grundsätzlich und eben nicht nur für den Gingerbug Bio-Ingwer nehmen. Denn Du nimmst ja den kompletten Ingwer inkl. Schale sowohl für den Ansatz als auch für das Gingerbeer. D.h.: was immer die sympathischen Ingwerbäuerinnen und -bauern auf ihren herkömmlichen Ingwer spritzen um die Schnecken abzuhalten, landet später auch in Deinem Ginger Beer.

Deshalb: nimm Bio, besser noch: Demeter.

Ginger Beer selber machen

4.2 Wasser ohne Chlor

Chlor ist ein tolles Zeug fürs Schwimmbad.

In Deutschland ist es, im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, im Trinkwasser nicht üblich. Es kommt aber vor, dass es dem Trinkwasser zugesetzt wird, wenn in der lokalen Trinkwasseraufbereitung unerwünschte Keime gefunden werden [wie vergangenes Jahr bei uns in Bergisch Gladbach zum Beispiel]. Da Chlor aber eben nicht nur diese Keime sondern auch die guten Mikroorganismen vernichtet, solltest Du unbedingt nicht-gechlortes Wasser verwenden.


Exkurs: Food Pairing

Wusstest Du, dass Du auf cookin‘ Food Pairing-Bäume zu ganz vielen unterschiedlichen Lebensmitteln findest? Food Pairing-Bäume zeigen Dir, welche Lebensmittel besonders gut zusammen passen. Sie sollen Dir helfen, eigene, kreative Gerichte, Getränke und Cocktails zu entwickeln.

Für Ingwer zum Beispiel gibt es auch einen Food Pairing-Baum. Zur Übersicht über alle verfügbaren Bäume kommst Du hier.


5. Unendliche Variationsmöglichkeiten

Du kannst dieses Rezept ganz einfach variieren. An folgenden Stellschrauben kannst Du drehen:

5.1 Saft und Schale von Zitrusfrüchten

Zitronen und Limetten schmecken deutlich unterschiedlich. Hier kannst Du sowohl mit der Auswahl der Früchte auch mit der eingesetzten Menge wunderbar spielen. Ich nehmen grundsätzlich gerne etwas mehr Schale und kombiniere Zitrone und Limette.

Ein echter Knüller ist auch Bergamotte.

5.2 Zucker

Zucker ist eine super-spannende Spielwiese. Lass die Industrieware in den Supermärkten und den Drogerieketten am besten links liegen und probiere unraffinierte Muscovado- oder Demeara-Zucker. Du wirst erstaunt sein, wie komplex und lecker Zucker schmecken kann.

5.3 Ingwer: Sorten und Menge

Ich persönlich nehme gerne eher etwas mehr Ingwer. Hier sind aber tatsächlich die individuellen Vorlieben entscheidend. Grundsätzlich entscheidet die eingesetzte Menge darüber, wie scharf und wie intensiv nach Ingwer das Ginger Beer schmeckt. Theoretisch kannst Du auch die Ingwersorten variieren. Es gibt nämlich eine ganze Menge, die kulinarisch verwendbar sind. Da die Anzahl der in Deutschland in Bio-Qualität verfügbaren Ingwersorten überschaubar ist, wirst Du wahrscheinlich bei Thai-Ingwer oder beim chinesischen Ingwer landen.

Ginger Beer

Portionen 1 Liter Ginger Beer

Zutaten

Ginger Bug – Starter

  • 2 EL Bio-Ingwer mit Schale, grob gehackt
  • 2 EL Unraffinierter Zucker, ich nehme Muscovado
  • 200-300 ml Wasser ohne Chlor

Ginger Bug – Füttern

  • 1 EL Bio-Ingwer mit Schale, grob gehackt
  • 1 EL Unraffinierter Zucker, ich nehme Muscovado

Ginger Beer [für ca. 1 Liter]

  • 20-100 g Bio-Ingwer mit Schale, grob gehackt
  • 50-80 g Zucker
  • 1 Liter Wasser ohne Chlor
  • 50-70 g Zitronen- und/ oder Limettensaft
  • Zitronen-/ Limettenschale nach Belieben [Bio]
  • 50 g Ginger Bug

Anleitungen

Zum Starten des Ginger Bug

  1. Alle Zutaten in einem sterilisierten Glas vermischen und so abdecken, dass Fruchtfliegen abgehalten werden und gleichzeitig ein Luftaustausch gewährleitet ist. Gut eignet sich zum Beispiel ein Stück Zewa-Tuch, dass Du am besten mit einem Gummiband befestigst.

  2. Rüttle das Glas zwei bis drei Mal am Tag durch.

  3. Sobald sich erste Bläschen bilden ist es Zeit zu füttern.

Ginger Bug – Füttern

  1. Einen EL gehackten Ingwer und einen EL Zucker zugeben und umrühren. Das Ganze wiederholst Du ein Mal täglich so lange, bis der Ginger Bug konstant "blubbert".

Ginger Beer ansetzen

  1. Den Ingwer mit Schale grob hacken.

  2. Den Zucker in 500ml Wasser auflösen. Den Ingwer und die Zitronenschalen dazu geben und das Ganze 20 Minuten köcheln lassen.

  3. Den Topf vom Herd nehmen, den Zitronensaft dazu geben und das Ganze nochmal 15 Minuten ziehen lassen.

  4. Dann den Ansatz durch ein sehr feines Sieb geben und und die restlichen 500g kaltes Wasser dazugeben. Im Anschluss den ebenfalls gesiebten Ginger Bug zufügen.

    Hier ist die Reihenfolge wichtig. Durch das kalte Wasser wird die Temperatur so weit gesenkt, dass der Ginger Bug angenehme Temperaturen hat. Würdest Du den Ginger Bug direkt ins heiße Wasser geben, wären die Mikroorganismen tot.

  5. Das – noch unfertige – Ginger Beer in saubere PET-Flaschen abfüllen und möglichst warm lagern. Ideal sind 24-28 °C. 22°C sind auch ok, darunter steigt as Risiko von Schimmelbildung deutlich.

  6. Prüfe ein Mal am Tag die Flaschen auf Druck [WICHTIG!!!]. Ab dem dritten Tag solltest Du täglich probieren.

    Sobald Dir das Ginger Beer gut schmeckt stellst Du es kalt.

  7. Du solltest das Ginger Beer zügig trinken, da der Fermentationsprozess im Kühlschrank zwar langsamer abläuft aber nicht stoppt.

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4 Comments

  • Reply
    Tobi
    21. März 2023 at 12:58

    Hi Oliver, danke für das Rezept!
    Kann ich statt des Ingwer-Bugs auch Hefewasser nehmen? Und ist es nicht besser, den Zitronensaft ganz zum Schluss dazu zu geben, weil sonst durch die Säure die Hefen/Milchsäurebakterien gestört werden und außerdem die Vitamine aus dem Saft futsch gehen?

    • Reply
      Oliver
      21. März 2023 at 16:23

      Hi Tobi,

      zum Hefewasser: das funktioniert definitiv. Ich würde dann nur etwas mehr Ingwer im „Hauptteil“ nehmen, da ja das Ingwer-Aroma aus dem Ginger Bug wegfällt.

      zum Zitronensaft: grds. können die Mikroorganismen, die für die Fermentation zuständig sind, ganz gut mit Säure umgehen. Und wenn der Zitronensaft mit fermentiert, hast Du einen anderen Geschmack als wenn Du ihn an Ende dazu gibst. Funktionieren wird aber beides. Ich würde es einfach mal ausprobieren.

      Viele Grüße,

      Oliver

  • Reply
    jan
    17. Januar 2024 at 0:14

    Moin Oliver,
    ich habe den Bug angesetzt … Irgendwie ist der nach zweimal Fütern etwas glibberig geworden. Ist das normal?
    Herzliche Grüße, jan

    • Reply
      Oliver
      22. Januar 2024 at 12:43

      Moin Jan,
      ganz dezent glibberig darf er werden aber nicht deutlich.
      Solange der Geruch ok ist musst Du Dir keine Sorge machen.
      Beste Grüße und viel Erfolg,
      Oliver

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