Desserts Winter

Vive l’évolution – Tiramisu

Ehrlich jetzt? Tiramisu? Das 847ste Rezept? Hallo, gehts noch!?!?

In der Tat steht das Posten eines Tiramisu-Rezeptes wohl kaum im Verdacht, für übermäßige Aufregung in der digitalen Welt (und in der physischen schon gar nicht) zu sorgen. Gibt man den Begriff „Tiramisu“ in Google ein, liefert die Suchmaschine ca. 32 Millionen Treffer. Das sollte doch reichen. Oder?

Dazu eine kleine Anekdote: als leidenschaftlicher wie bekennender Tiramisu-Fan nutzte ich fast jeden Besuch bei einem neuen, mir unbekannten, „Italiener“, um dort das Tiramisu zu probieren – vorausgesetzt, es ist hausgemacht. Dabei haben sich in den vergangenen Jahren einige wesentliche Erkenntnisse ergeben…

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Tiramisu: Italien gut, Deutschland „na ja“

1.) Es erfordert größere Anstrengungen oder einfach saublödes Pech, um in Italien ein schlechtes Tiramisu zu bekommen. Ganz im Gegenteil. In der überwiegenden Zahl der Fälle ist das Tiramisu sehr gut bis phantastisch. Bei einer, grob geschätzten, Fallzahl von > 40 Versuchen in den letzten vier Urlauben kann man die mittelmäßigen bis negativen Ausreißer an einer Hand abzählen. Der Rest war gut oder sehr gut. Das bisher beste Tiramisu übrigens gab es vor einigen Jahren in einem sehr kleinen, unscheinbaren Laden in Montalcino auf der Via Giacomo Matteotti, dessen Namen wir uns in einem Anfall geistiger Abwesenheit nicht notiert haben.

2.) In Deutschland sieht es etwas anders aus. Hier ist, nach meinen, statistisch natürlich keinesfalls validen, Erfahrungen, wahrscheinlicher ein bestenfalls mittelmäßiges Tiramisu zu bekommen als ein gutes. Die häufigsten Makel: zu süß, zu fest, nicht cremig genug, zu viel Keks. Ich vermute, dass viele Köche die rohen Eier fürchten und stattdessen mit Mascarpone und geschlagener Sahne versuchen, ein Tiramisu-ähnliches Ergebnis zurecht zu maggeln.

Insofern erscheint es gar nicht mehr so abwegig, ein Tiramisu-Rezept zu veröffentlichen. Vor allem, wenn es sich um eine sehr gutes weil in 15 Jahren geschliffenes handelt. Das Rezept ist übrigens nicht auf meinem Mist gewachsen sondern auf dem meiner Frau. Ehre wem Ehre gebührt.

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Wie sich das Rezept entwickelt hat

Kurz die wesentlichen Entwicklungs-Schritte:

1.) Wenig Zucker

Die meisten Rezepte sehen 4 EL Zucker auf 500 g Mascarpone vor. Wir haben den Zucker auf 2 EL reduziert. Das reicht völlig.

2.) Eiklar

Darüber hinaus wandert aus der Hälfte der verwendeten Eier das Eiklar in Form von Eischnee in die Mascarpone-Masse. Das ist Italien im Original-Rezept nicht vorgesehen. Es macht die Creme aber einzigartig cremig und fluffig.

3.) Amaretto statt Marsala

Da erschreckend viele Menschen einem Hang zum Dogmatismus fröhnen, ist das Internet voll von Artikeln über die Frage, welche Zutaten in ein „Original“ rein gehören und welche nicht. Amaretto gehört nicht rein (vermutlich nicht einmal Marsala), schmeckt aber phantastisch.

4.) Amarettini-Brösel

Die sind ebenfalls nicht Original aber gleichermaßen lecker.

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Tiramisu - Thermomix- & "konventionelle" Variante

Vorbereitungszeit 20 Minuten
Zubereitungszeit 30 Minuten
Arbeitszeit 50 Minuten
Autor Oliver

Zutaten

  • 500 g Mascarpone
  • 6 Eigelb
  • 2-3 EL Zucker
  • 3 Eiklar
  • 1 - 2 Pakete Löffelbiskuit
  • Amarettini nach Geschmack
  • 100 - 150 ml Espresso
  • 50 - 70 ml Amaretto
  • Salz
  • Kakao zum Bestreuen

Anleitungen

  1. Thermomix-Variante

    Das Eiklar mit einer Prise Salz steif schlagen. Dazu den Schmetterling in den Thermomix einsetzen. Dann die Eiklar mit einer Prise Salz dazu geben, den Messbecher aufsetzen und 2 - 3 Minuten auf Stufe 4 steif schlagen.

    Den Eischnee in eine Schüssel umfüllen und kalt stellen.

    Konventionelle Variante

    Die Eiklar mit einem Handrührgerät und dem Salz steig schlagen.

  2. Thermomix-Variante

    Dann Eigelb mit Zucker in den Thermomix geben und 40 Sekunden auf Stufe 4 mit dem Schmetterling schaumig schlagen. Das Ergebnis muss eine deutlich helle Farbe haben

    Konventionelle Variante

    Eigelb und Zucker mit dem Handrührgerät so lange schlagen bis die Farbe deutlich heller wird und die Masse erkennbar an Volumen zugelegt hat.

  3. Mit dem Löffelbiskuit eine Bodenschicht in die Form legen - Zuckerseite nach unten!!!

    Nach Geschmack Amarettini-Kekse zerbröseln und in die Zwischenräume zwischen den Löffelbiskuit streuen. Im Anschluss Espresso und Amaretto mischen. Die Hälfte dieser Mischung so gleichmäßig über die Kekse gießen, dass alle etwas abkriegen.

    Dann die Mascarpone vorsichtig in die Eigelb-Masse einrühren, im Anschluss das Eiklar behutsam unterheben und einen Schuss Amaretto dazu geben.

    Die Hälfte der Masse auf den Keksen verstreichen, dann eine zweite Lage Kekse aufbringen, wieder mit Amarettini auspolstern, den Rest der Amaretto-Espresso-Mischung und der Mascarpone-Masse darüber geben.

  4. Mit etwas Kakao bestreuen und mindestens 24 Stunden im Kühlschrank ziehen lassen. Am leckersten ist das Tiramisu nach 48 Stunden.

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10 Comments

  • Reply
    Fabian - In die Küche. Fertig, los!
    15. März 2017 at 20:41

    Kennst du dieses „OMG, ich will das haben. JETZT! SOFORT!“ Gefühl?
    Ich hab es grade 😀
    Sehr schöne Variante, werde ich mir merken wenn nächstes Mal ein Dessert ansteht

    Viele Grüße,
    Fabian

    • Reply
      Oliver
      18. März 2017 at 14:58

      Hi Fabian,

      das Gefühl kenne ich nur zu gut. Ich kriege selbst jedes Mal Heißhunger, wenn ich das Foto sehe 🙂

      Viele Grüße,

      Oliver

  • Reply
    Maren
    17. März 2017 at 14:59

    Diese Variante deiner Frau klingt höchst lecker! Wird augenblicklich gespeichert! Vielen Dank und lieben Gruß
    Maren

    • Reply
      Oliver
      18. März 2017 at 14:55

      Hallo Maren,

      ein lieber Kommentar aus so berufenem Munde (Dein Blog ist phantastisch!!!) freut mich natürlich besonders.

      Lieben Gruß zurück 🙂

      Oliver

  • Reply
    Isabel
    19. März 2019 at 17:32

    Das sieht fantastisch aus! Muss ich direkt ausprobieren. Wie groß ist die Form, in der du das Tiramisu geschichtet hast?
    Viele Grüße
    Isabel

    • Reply
      Oliver
      23. März 2019 at 15:04

      Hi Isabel,

      ich kann gerade nicht nachschauen. Aus dem Kopf: ca. 30 × 25 cm.

      Viel Erfolg und beste Grüsse,

      Oliver

  • Reply
    Andreas
    9. November 2020 at 14:06

    Leckere Variante von einem Tiramisu:)
    Vielen Dank für das Rezept und schöne Grüsse
    Andreas

    Ps.: In der Zutatenliste fehlen die zwei EL Zucker…

    • Reply
      Oliver
      13. November 2020 at 8:20

      HI Andreas,

      vielen Dank für den Hinweis. Ist korrigiert 🙂

      Viele Grüße,

      Oliver

  • Reply
    Kathleen Grieger
    15. Juli 2023 at 9:20

    Das ist es, das ist es! Vor zwei Jahren war ich in Monte Agentino und hatte das leckerste Tiramisu der Welt gegessen. Ich weiß nur noch, dass es gelblich war und mich auch irgendwie an Zabaione erinnert hat! Euer Rezept probiere ich heute aus! Das sieht sehr versprechend aus! Melde mich danach nochmal!

    • Reply
      Oliver
      27. Juli 2023 at 10:19

      Hi Kathleen,
      ich bin gespannt auf Deine Rückmeldung 🙂
      Beste Grüße,
      Oliver

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