Ein einigermaßen passendes Bild für das Verhältnis von Schweizer Rösti und Kartoffelpuffer zu finden ist gar nicht so einfach. Denn die beiden Gerichte sind von den Zutaten her nahezu identisch, aber gleichzeitig tausende von kulinarischen Kilometern von einander entfernt.
Versuchen wir es mal so: stell Dir vor, ein guter Freund erzählt Dir, dass am kommenden Freitag seine Angebetete zum Essen kommt. Die junge Frau ist nett, höflich und kultiviert.
Nun stellt sich die Frage, was Dein Freund kochen soll. Er will ja gut ankommen.
Nehmen wir nun an, Dein Freund wäre ganz begeistert von der Idee, Kartoffelpuffer zu machen. Dann würdest Du ihm doch vermutlich tief in die Augen schauen und vorsichtig aber bestimmt darauf hinweisen, dass diese Idee nicht seine aller stärkste ist. Es sei denn natürlich, er möchte mit seinem Schwarm in einer Wohnung sitzen die wie fünf Frittenbuden stinkt und nach dem Essen ein zünftiges Wettrülpsen veranstalten.
Und nun stell Dir vor, dein Freund würde Dir seinen Plan beschreiben, Schweizer Rösti in schmurgelndem Butterschmalz langsam und liebevoll außen kross und innen cremig zu garen. Und dann würde er, wenn die Wohnung nach brutzelndem Butterschmalz, dem verführerischsten alle Küchengerüche, duftet, die Rösti mit gebeiztem Lachs, säuerlicher Creme Fraiche, Forellenkaviar und etwas Dill vollenden.
Ich weiß ja nicht, was Du dann dem Freund sagen würdest. Aber ich würde ihn in dem Arm nehmen, ihm zu dieser phantastischen Idee gratulieren und ihm raten, schon mal einen Termin beim Juwelier für den Verlobungsring zu machen.
Um es ganz klar zu sagen: ich habe nichts gegen Kartoffelpuffer. Kartoffelpuffer sind toll. Jedes Jahr im Spätherbst veranstalten unsere Nachbarn eine Kartoffelpuffersause unterm Carport. Das ist prima und rustikal und eine gute Gelegenheit bis spät zu quatschen und jede Menge Bier zu trinken.
Aber alles zu seiner Zeit, und Rösti sind einfach eine andere Liga!
Was kommt in Rösti rein?
Die Zutatenliste für Rösti könnte kürzer nicht sein: festkochende Kartoffeln, Salz, Pfeffer. Fertig!
Kein Ei, kein Mehl, keine Zwiebeln. Kein Gedöns!
Eine Zutat, die man normalerweise gar nicht als Zutat ansieht, fehlt allerdings noch: Butterschmalz! Butterschmalz ist super-super-super-super-wichtig. Öle sind keine Alternative! Auch Butter nicht, denn die Proteine in der Butter verbrennen und werden bitter bevor die Rösti gar sind.
Welche Kartoffeln, vorgekocht oder nicht?
Du kannst Rösti theoretisch mit jeder Art von Kartoffel zubereiten. Du kannst die Kartoffeln auch vorkochen.
Aber!
Es macht nach meiner Erfahrung keinen Sinn, sich den Aufwand zu machen und die Kartoffeln vorzukochen. Denn es verbessert das Endergebnis nicht.
Außerdem eignen sich, meiner Meinung nach, festkochende Kartoffeln für nahezu alle Gerichte besser als mehligkochende. Ich persönlich habe noch kein Rezept gefunden (incl. Kartoffelpüree) für das mehlig kochende Kartoffeln geeigneter wären.
Viele andere tolle Kombinationen mit Schweizer Rösti…
- Avocado, pochiertes Ei, sauer eingelegte Zwiebeln
- Speck, aromatischer Käse, Frühlingszwiebeln
- Spiegelei, Petersilie
- Pilzragout
- Gekochter Schinken, Käse & Pickles
- Zürcher Geschnetzeltes
- Granat, saure Sahne, Dill
Schweizer Rösti
Zutaten
- 1 Kilo Kartoffeln, festkochend
- Salz
- Pfeffer
- Butterschmalz
Topping – optional
- Creme Fraiche
- Lachs, graved oder gebeizt
- Forellenkaviar
- Dill
Anleitungen
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Die Kartoffel schälen, reiben und in ein sauberes Küchentuch geben. Die Kartoffeln in das Küchentuch eindrehen und auspressen. Je mehr Flüssigkeit Du los wirst desto besser.
Im Anschluss die geriebenen Kartoffeln salzen und pfeffern und gut durchmischen.
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1-2 EL Butterschmalz in einer Pfanne bei mittlerer Hitze schmelzen. Kartoffeln für entweder mehrere kleinere Rösti oder einen großen in die Pfanne geben. Die Rösti sollten ca. 0,6-1 cm dick sein.
-
Die Rösti bei höchstens mittlerer Hitze, eher etwas niedriger, 8-10 Minuten braten. Wenn möglich einen Deckel, der etwas kleiner als die Pfanne ist, direkt auf die Rösti legen. So wenden, dass die Rösti von beiden Seiten schöne Farbe nehmen.
-
Dann den Deckel abnehmen und die Rösti weiter braten bis sie goldbraun sind.
-
Die Rösti mit dem Topping Deiner Wahl anrichten und sofort servieren.
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6 Comments
Johannes Wachter
28. Oktober 2024 at 11:39Rösti sind wirklich was wunderbares und so schön altmodisch. Ich hätte sie eventuell ja noch gewendet 😉 Aber das versteht sich eigentlich von selbst.
Bei der Schweizer Köchin Agnes Amberg habe ich gelernt, dass es durchaus von Vorteil sein kann, die Kartoffeln erst eine zeitlang lose in dem heißen Butterschmalz herumzubewegen. Erst nach einiger Zeit salze und pfeffere ich (in welchem Stadium machst du das eigentlich?), schiebe sie zu einem Fladen zusammen und drückt ihn fest. Wenn sich am Rand dann Bräune zeigt, wird das Rösti gewendet, bei größeren mithilfe eines Deckels. Aber egal wie, Rösti sind ein Superschmackofatz, merci vielmals!
Karl
28. Oktober 2024 at 13:47Warum Pfeffer? Muskatnuss wäre es
Oliver
28. Oktober 2024 at 15:10Hi Karl,
so unterschiedlich sind die Geschmäcker 🙂
Viele Grüße,
Oliver
Oliver
28. Oktober 2024 at 15:09Hey Johannes,
vielen Dank für die Hinweise zum Salzen und zum Wenden. Das ist mir tatsächlich durchgegangen. Ich habe es nun im Rezept ergänzt.
Die Idee mit dem „Locker anbraten“ und erst später Formen gefällt mir gut. Ich könnte mir vorstellen, dass die Rösti so gleichmäßiger durchgaren. Werde ich probieren.
Herzliche Grüße,
Oliver
Christa
29. Oktober 2024 at 11:19Lieber Oliver, wäre es nicht sinnvoller mehlige- oder vorwiegend festkochende Kartoffeln zu verwenden? Festkochende Kartoffeln werden für Salate genommen, weil sie die Form behalten. Mit den festkochenden könnte es doch passieren, dass der Röschdi innen klitschig wird.
Oliver
29. Oktober 2024 at 13:26Hallo Christa,
die Art der Kartoffel hat viel auch mit persönlichen Präferenzen zu tun. Ich z.B. nehme immer nur festkochende Kartoffeln, auch für Kartoffelpüree. Ich hatte in der Vergangenheit bei mehligkochenden Kartoffel immer das Gefühl, dass am Ende zu viel Stärke vorhanden ist und es mir persönlich zu „klebrig“ wurde.
Und was für Dich „klitschig“ ist, ist wahrscheinlich relativ nah an meinem „cremig“ dran. Insofern: nimm auf jeden Fall die Kartoffel nach Deiner Präferenz – es muss ja Dir schmecken.
Liebe Grüße,
Oliver