Ich gebe zu, der Titel ist ein wenig irreführend.
Natürlich ist mir klar, dass nicht alle berufstätigen Menschen täglich von 9 Uhr bis 5 Uhr zum Arbeiten irgendwo hin müssen. Einige sind morgen um 9 Uhr mit der Arbeit schon fertig, andere arbeiten seit Corona ständig im Home Office und wieder andere hängen als digitale Nomaden auf Bali rum.
Dennoch gibt es jede Menge Menschen, die sich für acht bis neun Stunden pro Tag zu einer Arbeitsstelle begeben um Geld zu verdienen, mithin: die einen großen Teil des Tages nicht zuhause verbringen und deshalb in dieser Zeit keine Sauerteige ansetzen und keine Teiglinge formen können.
Die mir selber gestellte Aufgabe war deshalb wie folgt: ich hätte gerne ein Rezept für ein gutes, ehrliches Sauerteigbrot, mit man abends gegen 18 Uhr anfangen kann und das morgens um 8 Uhr fertig gebacken ist. Darüber hinaus war eine weitere Anforderung, dass man zwischen 22 Uhr und 6.30 Uhr morgens den gerechten Schlaf der werktätigen Bevölkerung schlafen kann.
Gesagt – getan. Hier ist es.
Ein leckeres Sauerteigbrot mit einer weichen, fluffigen Krume, krachender Kruste und jeder Menge Geschmack.
Die 2,5g Hefe dienen der Beschleunigung der Stockgare und der Stabilisierung des Prozesses. Außerdem haben sie den Vorteil, dass der verwendete Sauerteig nicht zwingend mega-aktiv sein muss.
Wieso eignet sich das Rezept für Berufstätige?
Ich habe das Rezept so gestrickt, dass Du um 18 Uhr abends starten und, ab 22 Uhr friedlich im Bett liegen kannst. Am kommenden Morgen bist Du um 8 Uhr fertig und kannst Dich auf den Weg zu Arbeit machen.
Musst Du früher los, verschiebst Du den ganzen Prozess einfach eine Stunde nach vorne.
18 Uhr – Fermentolyse statt Autolyse
Du mischt Mehl, Wasser und Sauerteig und lässt das Ganze 20 Minuten abgedeckt stehen. Wir machen hier eine Fermentolyse, weil die schneller geht als eine Autolyse.
18.35 Uhr – Relativ lange Stockgare
Du machst die Stockgare länger als normal, nämlich drei statt üblicherweise zwei Stunden. Der Teig sollte ca. 100-150% an Volumen zulegen.
Durch die längere Stockgare benötigt der Teigling im Kühlschrank weniger Zeit für die Stückgare.
21.35 Uhr Stückgare
Die Stückgare verlegst Du im Kühlschrank. Durch die lange Stockgare reicht eine kürzere Stückgare von insgesamt nur neun Stunden aus. Dennoch wird Dein Teigling am nächsten Morgen um 6.30 Uhr noch nicht bei Vollreife sein.
6.30 Uhr – Ofen an und warme 45 Minuten für den Teigling
Deshalb stellst Du den Teigling morgens an einen warmen Ort.
Normalerweise schießt Du den Teigling bei der kalten Führung direkt aus dem Kühlschrank in den Ofen. In unserem Fall ist aber die Gefahr zu groß, dass die Stückgare noch nicht abgeschlossen ist und der Teig noch nicht reif ist.
Deshalb bugsierst Du den Teig für die 45 Minuten, in denen der Ofen vorheizt, an einen warmen Ort. 26-30°C sind ideal.
Wenn Du eine Gärbox hast – super. Falls nicht, tut es auch eine Mikrowelle oder eine Kühlbox mit einer Wärmflasche drin.
ziel

Sauerteigbrot für Berufstätige
Zutaten
- 240 g Weizenmehl 550
- 60 g Ruchmehl
- 60 g Sauerteig (TA 200) Roggen- oder Weizen je nach Verfügbarkeit und Vorliebe
- 225 g Wasser
- 7 g Salz
- 2,5 g Hefe (frisch)
Anleitungen
- Mehl, Wasser und Sauerteig mischen und 20 Minuten zur Fermentolyse anstellen.
- Salz und Hefe dazu geben und den Teig zunächst 3-4 Minuten langsam und dann 5-6 Minuten auf mittlerer Stufe auskneten.Es ist wichtig, dass der Teig optimal ausgeknetet ist. Denn nur dann bekommst Du einen guten Ofentrieb und eine schöne Krume. Dafür muss sich der Teig von der Kesselwand lösen und den Fenstertest bestehen. Wie Du sicherstellen kannst, dass der Teig perfekt ausgeknetet ist, erfährst Du in diesem Erklärvideo.
- Den Teig ca. 3 Stunden zur Stockgare anstellen. Dabei nach 30, 60 und 90 Minuten dehnen und falten (Dehnen & Falten ist ein wichtiger Arbeitsschritt beim Brotbacken. Warum das so ist und wie es funktioniert erfährst Du in diesem Erklärvideo).
- Den Teig nach 2.45h vorformen und 15 Minuten abgedeckt auf der Arbeitsplatte entspannen lassen.
- Den Teig formen und im Gärkörbchen in den Kühlschrank für die Stückgare stellen.
- Am nächsten Morgen den Ofen mit einem Backstein oder einem gusseisernen Topf für 45 Minuten vorheizen. Parallel den Teigling an einen warmen Ort stellen (z.B. eine Mikrowelle oder eine Kühlbox mit einer Wärmflasche darin)
- Variante Gusseiserner TopfDen Teigling einschneiden, vorsichtig in den Topf geben und mit geschlossenem Deckel zunächst 20 Minuten backen. Dann den Deckel abnehmen, die Temperatur auf 230 Grad reduzieren und das Brot weitere 20 Minuten backen.
- Variante FreigeschobenDen Teigling einschneiden und vorsichtig auf den Backstein geben. Den Ofen kräftig schwaden [Erklärvideo]. Den Dampf nach 10 Minuten ablassen. Das Brot insgesamt 40 Minuten von 250 auf 220 Grad fallend backen.
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9 Comments
Tobi
21. September 2025 at 21:50Interessantes Rezept, leider fehlt die Angabe wie viel Wasser in den Teig kommen soll. Ich wäre auch sehr an der gewünschten Teigtemperatur interessiert.
Grüße, Tobi
Oliver
21. September 2025 at 22:17Hi Tobi,
Danke für den Hinweis.
Es sind 225g Wasser. Ich habe das im Rezept ergänzt.
Die Zieltemperatur für den Teig sind 24-25°C.
Viele Grüße,
Oliver
Tobi
21. September 2025 at 21:53Vermutlich sind es 186.44g Wasser. Die TA ist ja oben angegeben.
Grüße,
Tobi
Christof
25. September 2025 at 22:07Hallo Oliver… finde das Rezept richtig toll und auch deine ganze Aufmachung.
Weiter so … freu mich auf mehr Inhalt
Oliver
27. September 2025 at 16:18Hallo Christof,
herzlichen Dank für die positive Rückmeldung 🙂
Viele Grüße,
Oliver
Sieglinde Friedemann
6. Oktober 2025 at 8:17Bei welcher Temperatur steht der Teig 20 Minuten zur Fermentolyse?
Oliver
6. Oktober 2025 at 11:00Hi Sieglinde,
Raumtemperatur, also ca. 21-23 °C.
Viele grüße,
Oliver
Birgit Marwitz
7. Oktober 2025 at 12:49Hallo Oliver,
danke für die tolle Anleitung. Das wird ganz schnell ausprobiert.
Habe schon einige Topfbrote gebacken. Auf wieviel Grad wird der Ofen vorgeheizt? Ist 250 Grad okay?
Viele Grüße von
Birgit
P.S. Danke auch fūr den genialen Schrauben-Schwaden-Trick. Muss vorm Backen also erstmal in den Baumarkt und die Apotheke 😂
Oliver
7. Oktober 2025 at 15:46Hi Birgit,
sehr gerne 🙂
250°C ist perfekt.
Als ich beim ersten Mal dem Baumarkt-Verkäufer gesagt, ich bräuchte ein Kilo Schrauben und auf die Nachfrage, wofür denn, geantwortet habe: „Zum Backen“, habe ich sehr irritierte Blicke geerntet 🙂
Viele Grüße und viel Spaß beim Backen,
Oliver