Brot Herbst

Rustikale französische Brötchen – und ein Aha-Erlebnis

Das Brotbacken überrascht einen ja immer wieder aufs Neue. Denn dieselben Rezepte verhalten sich häufig – zumindest bei mir – erstaunlich unterschiedlich mit deutlich variablen Ergebnissen.

Das ist auf der einen Seite gar nicht schlimm. Denn das Brotbacken ist ja ein natürlicher, handwerklicher Prozess. In dem sind Abweichungen eher die Regel als die Ausnahme. Wie nahezu bei allem, was man in der Küche so fabrizieren kann. Wer zum Beispiel regelmäßig mit demselben Milchaufschäumer Milch derselben Marke aufschäumt, wird auch dort die Erfahrung gemacht haben, dass die Ergebnisse deutlich voneinander abweichen können.

Zumal sowohl in Hefe als auch in Sauerteig, um zum Brotbacken zurückzukommen, lebende Organismen ihre Arbeit verrichten. Und die haben eben ihren eigenen Kopf.

Auf der anderen Seite wüsste ich schon gerne, warum das gleich Rezept mal so und mal anders ausgeht.

Eine gute Methode, den verschiedensten Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen auf den Grund zu gehen, ist es, dasselbe Rezept in zwei oder drei leicht abgewandelten Varianten parallel herzustellen und zu schauen, was passiert. So geschehen bei diesen Brötchen, bei denen sich die Variante 3 als neuer Favorit entpuppt hat.

Die wesentliche Erkenntnis war aber eine völlig andere, doch dazu später…

Französische Brötchen

Französische Brötchen – Grundidee

Ausgangslage war folgende Idee: rustikale Brötchen sollten es werden mit möglichst deutlich französischem Einschlag und einem herben Twist, der die Brötchen sowohl Frühstücks- wie auch Brotzeit-kompatibel macht.

Rezept-Komponenten

T65-Mehl & Varianten

Die französischen Steinmühlen-Mehl T65 und T80 sorgen tatsächlich für einen, na ja, typisch französischen und damit sehr charakteristischen Geschmack. Den kriegt man so mit anderen Weizenmehlen nicht hin. Für die erste Variante habe ich 100% T65 verwendet. Für die zweite Variante habe ich 100 g durch T80-Mehl ersetzt. Und für die dritte Variante habe ich statt dem T80-Mehl 100 g Alpenroggen genommen.

Das Rezept funktioniert übrigens auch, wenn man das T65-Mehl durch 550er Weizenmehl ersetzt. Der Unterschied ist allerdings deutlich schmeckbar.

Altbrot-Quellstück

Das Rezept enthält ein Altbrot-Quellstück (150 g). Das Altbrot sorgt für bessere Frischhaltung. Außerdem unterstützt es die erwünschte rustikale Anmutung der Brötchen. Mehr Informationen zum Thema „Altbrot“ findest Du hier.

Lange Gare

48 Stunden hat der Teig Zeit zu gehen. Nach hinten hinaus ist das Rezept damit ziemlich flexibel, denn einige Stunden oder auch ein ganzer Tag mehr hält der Teig gut aus (siehe auch hier).

Französische Brötchen

Französische Brötchen – Ergebnis

Mir persönlich gefällt die Variante 3 mit Abstand am besten. Der Anteil Roggenmehl unterstützt die rustikale Anmutung der Brötchen perfekt. Die Brötchen passen damit ebenso auf den Frühstückstisch wie zu einem deftigen Abendessen mit rohem Schinken, Käse und Rotwein.

Am meisten überrascht hat mich aber etwas völlig anderes: für den Erfolg der langen Gare scheint es absolut entscheidend zu sein, den Teig relativ schnell, d.h. nach 30 Minuten in den Kühlschrank zu bugsieren.

Bei der Variante 1 hatte ich dem Teig nämlich 70 Minuten zum “Anspringen” gegeben, bei der Variante 2 50 Minuten und bei der Variante 3 nur 30 Minuten. Das Ganze übrigens weitgehend zufällig, denn es war an dem Abend bereits so spät geworden, dass ich einfach nur ins Bett wollte 🙂

Ergebnis: Während Teig 1 48 Stunden später deutlich “drüber” war und sich keine anständigen Teiglinge mehr formen ließen, ging das mit Variante 2 schon deutlich besser. Richtig perfekt war der Teig allerdings nur bei Variante 3.

5 von 2 Bewertungen
Drucken

Rustikale französische Brötchen

Autor Oliver

Zutaten

  • 400 g französisches T 65-Mehl (alternativ: 550er Weizen)
  • 100 g Alpenroggen (alternativ: 1150er Roggenmehl)
  • 300 g Wasser
  • 50 g Wasser
  • 16 g Salz
  • 3 g frische Hefe
  • 50 g Altbrot (geröstet und gemahlen)
  • 100 g Wasser

Anleitungen

  1. Altbrot (meint: Semmelbrösel) und 100 g Wasser mischen und 30 Minuten abgedeckt stehen lassen. 

  2. Mehl und 300 g Wasser in den Thermomix geben und 10 Sekunden auf Stufe 4 mixen.

  3. Alternativ in der Küchenmaschine Mehl und 300 g Wasser mischen bis sie sich gut vebunden haben.

  4. 20 Minuten Autolyse, d.h.: den Teig einfach abgedeckt stehen lassen. 

  5. Die restlichen Zutaten zugeben.

  6. Thermomix: Den Teig mit dem Spatel vom Boden des Thermomix anheben/ lockern. Dann im Rückwärtslauf 120 Sekunden auf Stufe 5 mixen.

    Die restlichen 50 g Wasser nach und nach zum Teig hinzufügen. 

  7. Küchenmaschine: Alle weiteren Zutaten in die Küchenmaschine geben und 3 Minuten langsam verkneten.

    Im Anschluss 5-6 Minuten bei schneller Geschwindigkeit kneten. Der Teig ist fertig, wenn er elastisch ist und sich gut vom Schüsselrand löst. 

  8. Den fertigen Teig abgedeckt dreißig Minuten ruhen lassen. Dann ein Mal dehnen und falten und gut abgedeckt bei idealerweise 4 Grad für ungefähr 48 Stunden in den Kühlschrank stellen. 

  9. Den Teig aus dem Kühlschrank nehmen und 10 - 20 Minuten "aufwärmen" lassen.

    Vom Teig zehn bis zwölf Teiglinge abstechen, rundschleifen (ein Video-Anleitung zum Rundschleifen findest Du hier) und im bemehlten Bäckerleinen (oder Küchentuch) mit Schluss nach unten 10 - 30 Minuten gehen lassen. Die ideale Gehzeit hängt stark vom tatsächlichen Zustand des Teiges ab und kann stark variieren. Grds. gilt bei Brötchen und Baguette: den Teig eher etwas zu früh als etwas zu spät einschiessen.  

    Die Teiglinge mit einer Rasierklinge oder einem scharfen Messer einschneiden. 

  10. Die Teiglinge im gut vorgeheizten Ofen bei 250 Grad mit viel Dampf für 20 - 25 Minuten bei gleichbleibender Temperatur backen.

    Nach 10 Minuten den Dampf ablassen. 

    Die letzten fünf Minuten die Ofentür einen Spalt offen lassen.

Französische Brötchen

You Might Also Like

11 Comments

  • Reply
    Patricia
    27. September 2018 at 19:50

    Hallo Oliver,
    schon wieder ein tolles Rezept !
    Ich werde die Brötchen auf jeden Fall bald backen.
    Eine Frage hätte ich: ist das Altbrot geröstet und gemahlen?
    Vielen Dank und liebe Grüße
    Patricia

    • Reply
      Oliver
      28. September 2018 at 14:30

      Hallo Patricia,
      ja! Das Altbrot ist geröstet und gemahlen.
      Allerdings röste ich das Altbrot in letzter Zeit nur noch sehr dezent bis es hell-braun ist. So sind die Röstaromen nicht so dominant.
      Das ist aber natürlich Geschmackssache.
      Viele Grüße,
      Oliver

  • Reply
    Tanja Brandenburger
    29. September 2018 at 10:18

    Danke für das tolle Rezept!!die Brötchen waren einfach …einfach oberlecker!!!nur durchgängig bei 250 Grad ging nicht…ich habe sogar schon etwas reduziert nach Ca.der Hälfte der Zeit,trotzdem wurden sie unten schwarz…nimmst du ein lochblech?
    LG Tanja

    • Reply
      Oliver
      1. Oktober 2018 at 9:13

      Hallo Tanja,

      schön, dass Dir das Rezept so gut gefällt.

      Ich nehme einen Backstein. Vielleicht macht das den Unterschied.

      Ansonsten reduziere die Temperatur doch einfach um 10 Grad. Ich glaube, dass die Öfen tatsächlich ziemlich stark bzgl. der Temperatur variieren. Vielleicht wird Dein Ofen heißer als meiner.

      Viele Grüße,

      Oliver

  • Reply
    Christiane
    12. Dezember 2018 at 9:03

    5 stars
    Vielen Dank für das tolle Rezept, habe die Brötchen nachgebacken und sie wurden richtig toll.
    Liebe Grüße Christiane

  • Reply
    2019-24 – Rausgelinst
    17. Januar 2019 at 15:22

    […] französische Brötchen mit Alpenroggen- und Altbrotanteil nach cookin.eu (Teig war 48 Stunden im […]

  • Reply
    Ralph
    6. April 2020 at 15:44

    Toll erklärt. Wirklich gut. Jetzt freue ich mich auf T-Mehle und Altbrot.
    Bis jetzt hatte ich nur Rezepte mit Single T80 oder T65. Dabei war mir das T80 zu eindimensional. Aber in dieser Kombination…

  • Reply
    Steffen
    20. September 2020 at 22:29

    Hallo, der Geschmack der Brötchen ist wirklich sehr gut. Für meine Verhältnisse ist jedoch der Salzanteil mit 3.2% an der Schmerzgrenze. Ich würde beim nächsten Backen nur 12g – 13g verwenden. Gleichzeitig war bei mir die Poorung viel kleiner als auf Deinem Bild. Hier habe ich vielleicht einen Fehler bei der Stückgare gemacht und war zu ungeduldig. Vielleicht täte dem Teig auch etwas mehr Hefe gut. Danke für das Rezept.

    • Reply
      Oliver
      21. September 2020 at 8:43

      Hi Steffen,

      schön, dass Dir die Brötchen schmecken. Der Salzgehalt ist tatsächlich sportlich. Ich finde, dass das hier gut zu der Rustikalität der Brötchen passt. Am Ende ist das aber natürlich persönliche Geschmackssache. 12-13 g tun es mit Sicherheit auch.

      Zur Porung: die 3 g Hefe sind für die kalte Langzeitführung eher am oberen Ende der Möglichkeiten. Nach meiner Erfahrung hängt die Porung zusammen mit dem Ofentrieb fast immer an der Stockgare und der Stückgare sowie dem Formen. Wie würdest Du denn die Konsistenz der Teiglinge beschreiben, als Du sie in den Ofen geschoben hast?

      Viele Grüße,

      Oliver

  • Reply
    Lisa
    3. April 2021 at 14:05

    5 stars
    Hallo Oliver!

    Ich hab jetzt mehrmals deine RUSTIKALEN FRANZÖSISCHEN BRÖTCHEN. Ich hab sie als Baguettes (je 1/4 Rezept) in einem kleinen Dutch-Oven gebacken.
    Alles funktioniert wunderbar, sie schmecken wunderbar (!), und wenn ich die Baguettes aus dem Ofen hole, haben sie eine super-knusprige Kruste. Aber schon nach wenigen Minuten wird die Kruste weich.

    Wenn man eine länger knusprig bleibende Kruste möchte, sollte man das Altbrot lieber weglassen?

    Du hast so wunderbare Beiträge zu Ofentrieb etc. beim Brotbacken geschrieben.
    Jetzt bin ich gerade auf der Suche nach Tipps, welche Faktoren die Krustenbildung beeinflussen.
    Gibt es da auch einen Artikel? Und wenn ja, wo?

    Liebe Grüße
    Lisa

    • Reply
      Oliver
      5. April 2021 at 14:45

      Hallo Lisa,

      das Altbrot sollte eigentlich keine negative Auswirkung auf die Kruste haben. Ich nehme an, Du hast den Deckel vom Dutch Oven ungefähr in der Mitte des Backprozesse abgenommen?

      Was Du mal zum Optimieren der Kruste ausprobieren könntest wäre:

      – die Ofentür die letzten fünf Minuten beim Backen einen Spalt offenlassen
      – den Deckel des Dutch Oven etwas früher abnehmen

      Viel Erfolg und herzliche Grüße,

      Oliver

    Leave a Reply

    Rezept Bewertung