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Winter

Fleisch Winter

Böser Affe, gute Idee: pulled Lammkeule mit Avocado, Rettich und Sesam

Als ich klein war, hatte ich das zweifelhafte Vergnügen die erste Reformhaus-Welle mitzuerleben. Ich war damals zu jung um meine Erfahrungen zu reflektieren, hatte aber das klare Gefühl, dass in diesen Läden irgendetwas Ungutes vor sich geht. Es roch immer undefinierbar gleich, irgendwie ungeflüftet. Die Menschen, vorwiegend Frauen, die die Reformhäuser besuchten, sahen ungesund aus und hatten etwas, sehr vorsichtig formuliert, blutleeres an sich. Die Lebensmittel, die meine Mutter in diesen Reformhäusern kaufte, schmeckten ohne Ausnahme grauenhaft. Beim Verzehr der Grünkernbratlinge habe ich das erste Mal erlebt, dass etwas, das nach gar nichts schmeckt, trotzdem ekelhaft sein kann. Der Sauerkrautsaft war ein Alptraum und der Brottrunk die nicht für möglich gehaltene Steigerung.

Mittlerweile glaube ich zu verstehen, wo das Problem lag (und liegt): es ist die völlige Abwesenhaft von Leidenschaft. Essen, dass in seiner besten Ausprägung nicht nur satt macht sondern für Genuss und Freude sorgt, wurde in diesen Läden auf eine quasi-medizinische Perspektive reduziert. Es zählte nur, was vermeintlich gut für den Köper war. Und weil nach alter Schule Medizin bitter sein muss, schmeckten die gesunden Produkte entsprechend. Ich kann mich an die Mutter eines guten Freundes erinnern, die in einer biologisch-manischen Phase Salz und Zucker komplett aus ihrer Küche verbannt hatte. Wie der Kuchen dort auf Kindergeburtstagen schmeckte, kann man sich gut vorstellen…

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Gemüse Winter

Neuland: Blumenkohl Panna Cotta und fermentierte Radieschen

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Es war kurz nach Silvester. Wir hatten es uns nach einem wunderbaren Tag an der Nordsee und einem herrlichen Abendessen vor dem Fernseher bequem gemacht und genossen das Kuba-Konzert der Rolling Stones. Und was macht man, wenn man die Stones im Fernsehen guckt? Genau: man lässt die Gedanken schweifen und blättert die alten Essen & Trinken-Ausgaben der lieben Gastgeber durch, bei denen man die Tage an der Nordsee verbringen darf.

Dort fiel mir das Rezept für die Blumenkohl Panna Cotta ins Auge. Das hätte ich mit Sicherheit überblättert, wären nicht Dicke Bohnen (für die Vinaigrette) meine aktuellen Lieblings-Bohnen und hätten wir nicht Ende letzten Jahres im außergewöhnlichen Restaurant Agatas in Düsseldorf ein phänomenales Weißkohl-Gelée genießen dürfen. Das schmeckte wie feinster Hühnerfonds mit dem Bestem vom Weißkohl, nämlich den frischen, würzigen Aromen und nicht dem muffigen Pups überkochter Kohlgerichte.

Was mit Weißkohl und Gelée funktioniert müsste doch auch eigentlich mit Blumenkohl und Panna Cotta schmecken. So zumindest war die Idee.

Wie sich herausstellen sollte, war die Idee gar nicht schlecht… Continue Reading

Desserts Winter

Weil einfach einfach köstlich ist: Kaffee, Kardamom, Datteln, griechischer Joghurt

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Wir haben das außerordentliche Glück und Privileg, Freunde und Familie mit Zweitwohnsitz zu haben. Denn Zweitwohnsitze sind klasse! Und zwar nicht nur für die Prominenz, damit die Gala schreiben kann, die betreffende Person des öffentlichen Lebens wohne in Passau, Paris und Papenburg. Sondern auch für ganz normale, nicht-öffentliche Menschen. Denn ein Zweitwohnsitz erweitert den Horizont durch Umgebungswechsel und bietet einen unkomplizierten Rückzugsort vom  Alltag.

Einer der beiden uns betreffenden Rückzugsorte, den wir dankenswerterweise regelmäßig als Gäste besuchen dürfen, liegt an der Cote d’Azur oberhalb von Ventimiglia in einem mittelalterlichen Dörfchen. Dort ist es so schön und so entspannt, dass der Abschied jedes Mal sehr, sehr schwer fällt. Das liegt zum einen an der, in jeder Hinsicht, herzerwärmden Gesellschaft und zum anderen an der herrlichen, und vor allem im kulinarischen Sinne, paradiesischen Gegend. Und es liegt außerdem daran, dass wir dort aufs Allerbeste gehegt und umsorgt werden. Unter anderem bekommen wir die einzige mir bekannte Version von Filterkaffee, die wirklich schmeckt: nämlich ordentlichen, italienischen Kaffee mit Kardamom (!) Continue Reading

Fisch & Meeresfrüchte Gemüse Winter

Gibts doch gar nicht! Chicorée geht auch lecker…

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Den Chicorée betreffend gab es in unserer kleinen Familie abweichende Interessen: denn ich mag, bzw.: mochte, ihn trotz großer Bitter-Affinität, überhaupt nicht. Meine Frau dagegen war von der, jüngst bei einem Freund kennengelernten, Comté-Version ziemlich begeistert. Dabei handelt es sich um halbierte Chicorées, die mit Comté im Ofen überbacken werden. Der Käse nimmt dem Chicorée einen Teil der Bitternoten aber beileibe nicht alle. Mir war das Ganze nach wie vor zu heftig.

Es kam dennoch wie es kommen musste 🙂 Der Chicorée kam auch bei uns auf den Speiseplan! Im Gepäck hatte der Chicorée jedoch ein kleines und dennoch veritables (Küchen-)wunder, denn in Kombination mit der Portulak-Sauce und der Lotte verschwindet die Bitternote des Chicorée komplett. Continue Reading

Fleisch Gemüse Winter

Über die kleinen Dinge, die den Unterschied machen: Erdnuss-Chili Crumble

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Die wahrscheinlich beste Jakobsmuschel meines Lebens habe ich in der Post in Odenthal gegessen, bezeichnenderweise übrigens nicht im gesternten Haupt-Restaurant sondern in der gut-bürgerlichen Poststube (zu einer umfangreicheren Lobhudelei dieses Fixsterns bergischer Gastronomie hier entlang). Nachhaltig im Gedächtnis hängen geblieben sind mir dabei weder eine besonders ausgefuchste Zubereitungsmethode noch eine fulminant innovative Aromen-Kombination sondern etwas an sich völlig Banales: eine kandierte OrangenschaleContinue Reading