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Jahreszeiten

Herbst Sommer Suppen

Liebesgrüße aus Tallin – Šaltibarščiai 2.0

Reisen bildet.

Diese Erkenntnis ist nicht wirklich neu, eigentlich sogar total abgedroschen und auch nicht immer korrekt: wer 14 Tage am Hotel-Pool nur Bierchen trinkt, bei dem wird es mit der Bildung wahrscheinlich eher nix.

Richtig ist aber: Reisen ist eine prima Gelegenheit um zu überprüfen, ob das eigene Weltbild mit der Realität übereinstimmt – oder eben nicht.

Schon einmal, nämlich in Marokko, war ich ziemlich überrascht, wie völlig verschwurbelt mein Bild einer ganzen Region war. Einzelne schlechte Erfahrungen, gespickt mit tendenziöser medialer Berichterstattung – und schon meint man, man hätte mächtig Ahnung, liegt in Wirklichkeit aber ziemlich daneben.

Das man aus solchen, falschen Weltbildern nicht einfach herausfindet, liegt übrigens an einer Besonderheit unseres Gehirns bzw. unserer Wahrnehmung, dem so genannten „confirmation bias“. Continue Reading

Desserts Sommer

Aus alt macht neu – Armer Ritter

Das war’s!

Das Sabbatical ist vorbei.

Wir waren sechs Monate unterwegs. In Südafrika und Namibia, in Japan und mit dem Wohnmobil in Dänemark und Norwegen sowie auf dem Rückweg – über Schweden und Finnland – im Baltikum. Es war eine wunderbare, unvergessliche Zeit und die einzigartigen Möglichkeit, eine lange, intensive und vor allem entspannte Familienzeit zu genießen.

Ab vergangener Woche hat uns die Arbeitswelt wieder, und für den kleinen Mann fängt kommende Woche die Grundschule an.

Alles ganz schön aufregend…

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Kuchen, Gebäck & Co. Winter

Madeleines nach Alain Ducasse

Ich finde, die Franzosen sind ein sehr sympathisches Völkchen: sie sind gut darin Revolution zu machen, sie haben mit Bordeaux und Burgund die zwei besten Weinregionen der Welt hervorgebracht – und sie haben keine Angst vor Butter. Außerdem haben sie in ihrem Land eine Esskultur entwickelt, die international in ihrer Vielfältigkeit und Qualität wohl einzigartig ist. Dabei gefällt mir am meisten die Liebe zum Produkt und das Streben nach Genuss, das man auf allen kulinarischen Levels findet: von der Boulangerie um die Ecke bis zum Sternetempel in Paris. Der Hedonismus steht erfreulich häufig im Mittelpunkt. Dieses Sicht der Dinge stellt sicher, dass die oben erwähnte Butter weder aus der feinen Küche noch aus der Bäckerei verschwindet. Außerdem verhindert sie Auswüchse wie in Spanien, wo Besuche in Spitzenrestaurants häufig zu mehr „intellektuellen“ als „leckeren“ Erlebnissen werden oder in Deutschland, wo es um die Brotkultur mittlerweile schlimmer steht als um die Rückengesundheit der „Head Down-Generation“.

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Herbst Kuchen, Gebäck & Co.

Zimtschnecken frei nach Lutz Geißler

Es gibt viele Gerichte im Koch-Universum, die vermeintlich einfach aussehen aber bei genauerem Hinsehen so einfach gar nicht sind: wie häufig bekommt man zum Beispiel im Restaurant richtig (!!!) gute Bratkartoffeln?

Erschreckend selten.

Und warum ist es so schwer, gute Croissants, außergewöhnliches Baguette oder ein begeisterndes Bauernbrot aufzutreiben?

Die Antwort auf diese Fragen ist wohl, dass die meisten Dinge, die einfach erscheinen, gar nicht so einfach sind. Und dass Qualität viel Hingabe und Übung erfordert sowie die sprichwörtliche Extrameile, ohne die es vielfach einfach nicht geht.

Ein schönes Positiv-Beispiel für herausragende Qualität im Einfachen haben wir übrigens kürzlich in dem absolut empfehlenswerten Restaurant Tribeca in der Nähe von Eindhoven erlebt. Dort machte am späten Abend, während alle Gäste ihre Dessert-Gänge verputzten, eine Service-Mitarbeiterin mit einem unscheinbarem Korb die Runde. Aus diesem Korb überreichte sie jedem Gast ein frisch gebackenes Madeleine. Und was für eins: heiß und saftig im Inneren, umhüllt von einer ganz dezent knusprige Kruste, mehr ein Krüstchen, mit feinsten Röstaromen. Alles in allem ein Gesamtkunstwerk von einer Güte, die mit „perfekt“ ziemlich gut beschrieben ist. Bis zu diesem Abend hatte ich nicht den Hauch einer Ahnung, wie viel Genuss in einem Madeleine stecken kann.

Was das mit dem heutige Rezept zu tun hat?
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Brot Herbst

Rustikale französische Brötchen – und ein Aha-Erlebnis

Das Brotbacken überrascht einen ja immer wieder aufs Neue. Denn dieselben Rezepte verhalten sich häufig – zumindest bei mir – erstaunlich unterschiedlich mit deutlich variablen Ergebnissen.

Das ist auf der einen Seite gar nicht schlimm. Denn das Brotbacken ist ja ein natürlicher, handwerklicher Prozess. In dem sind Abweichungen eher die Regel als die Ausnahme. Wie nahezu bei allem, was man in der Küche so fabrizieren kann. Wer zum Beispiel regelmäßig mit demselben Milchaufschäumer Milch derselben Marke aufschäumt, wird auch dort die Erfahrung gemacht haben, dass die Ergebnisse deutlich voneinander abweichen können.

Zumal sowohl in Hefe als auch in Sauerteig, um zum Brotbacken zurückzukommen, lebende Organismen ihre Arbeit verrichten. Und die haben eben ihren eigenen Kopf.

Auf der anderen Seite wüsste ich schon gerne, warum das gleich Rezept mal so und mal anders ausgeht.

Eine gute Methode, den verschiedensten Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen auf den Grund zu gehen, ist es, dasselbe Rezept in zwei oder drei leicht abgewandelten Varianten parallel herzustellen und zu schauen, was passiert. So geschehen bei diesen Brötchen, bei denen sich die Variante 3 als neuer Favorit entpuppt hat.

Die wesentliche Erkenntnis war aber eine völlig andere, doch dazu später… Continue Reading