Desserts Sommer

Die schönste Säure der Welt: Passionsfrucht

Die Passionsfrucht ist auf den ersten Blick ein merkwürdige Vertreter. Sie sieht aus wie ein fehl-pigmentierter Golfball, sie ist ohne Zucker nur für harte Säure-Freaks genießbar und obendrein wenig ergiebig.

Aber: die Passionsfrucht ist göttlich köstlich. Ihre Säure macht müde Männer munter. Und sie verpasst Desserts eine hintergründige Exotik ohne, wie zum Beispiel die Yuzu, bei Überdosierung aufdringlich und artifiziell zu wirken.

Passionsfrüchte sind vollgestopft mit Zitronensäure, spritziger Apfelsäure und einer phantastischen, belebenden Exotik. Damit sind sie eine sichere Bank für phänomenale Desserts, die gerne auch etwas reichhaltiger ausfallen dürfen.

Ich lehne mich jetzt Mal aus dem Fenster: das hier folgende Desserts ist sehr, sehr, sehr (!) lecker. Würde ich auf eine einsame Insel auswandern und dürfte nur ein Dessert mitnehmen, dieses hier wäre mein Kandidat…

Die Passionsfrucht zeichnet sich insbesondere durch zwei Charaktereigenschaften aus: die exotische Frische und die knackige, vibrierende Säure. Letztere kommt vor allem durch die lebendige Apfelsäure (engl. malic acid), die Wein-Freunde von deutschen Rieslingen und anspruchsvollen weißen Burgundern und Champagnern kennen.


Flavour Pairing

Flavour Pairing Passionsfrucht

Lust, eigene kreative Rezepte zu entwickeln? Hier findet Ihr eine Übersicht, welche Lebensmittel gut zu Passionsfrucht passen:

Neugierig geworden? Eine Einführung in das Thema Flavour Pairing gibt es hier!

Mehr Flavour Pairing-Bäume findet Ihr hier!


Während nämlich viele Weißweine für den Massenmarkt im Rahmen einer zweiten Gärung, der so genannten „Malo“ (Malolaktische Gärung bzw. Biologischer Säureabbau), die Apfelsäure in die mildere Milchsäure umwandeln und damit im Zweifelsfall langweilig und schlabberig werden, lassen viele gute Riesling-Winzer  sowie ihre Kollegen aus der Champagne und dem Burgund die Apfelsäure dort wo sie hingehört und erzeugen spannende Weine.

Aber zurück zur Passionsfrucht.

Die ist ein perfekter Partner für

– Reichhaltiges und Cremiges, z.B. mit Milchprodukten mit einem tendenziell höheren Fettanteil, Creme Brûlée oder Passionsfruchtcreme mit viel Butter

– Üppig-süßes wie Karamell,

– latente Bitterlinge wie dunkle Schokolade und

– exotische Früchte. Insbesondere die Säure-Arme Mango geht mit der säuerlichen Passionsfrucht eine extrem gewinnbringende Verbindung ein.

Passionsfrucht-Törtchen

Für den Boden

200 g Kekse
100 g Butter

Die Kekse klein zerbröseln. Die Butter schmelzen und gut unterrühren. Die Brösel als Boden in entsprechende Formen, z.B. kleine Ringe, geben. Gut andrücken.

Für die Creme

75 g Passionsfruchtpüree, z.B. von Boiron, alternativ aus frischen Passionsfrüchten. Kerne entfernen!
250 g Mascarpone
3 EL Milch
2 EL Orangenlikör
150 g Sahne
40 g Zucker
1 EL Passionsfruchtsirup
3 Blatt Gelatine

Die Mascarpone mit der Milch glatt rühren.

Parallel das Passionsfruchtpüree mit dem Zucker erhitzen. Dann die eingeweichte Gelatine dazu geben und das Ganze mit dem Likör in die Mascarpone rühren.

Die Sahne schlagen und unterheben. Kalt stellen.

Für das Gelee

150 g Passionsfruchtpüree
40 g Zucker
1,5 g Agar Agar

Alle Zutaten gut mischen und aufkochen. Etwas abkühlen lassen.

Dann auf die Passionsfruchtcreme (von oben) geben. Die Creme sollte schon deutlich angezogen haben, damit sich Creme und das Gelee nicht mischen.

Obst

Eine Mango
Ein halber Granatapfel
Zwei Kiwi

Mango und Kiwi fein würfeln und mit den Granatapfelkernen mischen.

Anrichten

Die Komponenten von oben
Himbeeren
Mit etwas Puderzucker und Limettensaft angerührter griechischer Sahnejoghurt

Das Törtchen in die Mitte eines runden Teller geben. Den Joghurt als „Kleber“ aufstreichen und die Himbeeren darauf setzen.

Den Obstsalat um das Törtchen anrichten.

passionsfrucht hk 900


Wichtig!!!

Obwohl die Passionsfrucht viel Säure hat, braucht das Dessert die zusätzliche Säure und Frische des Obstsalates – und dort insbesondere Kiwi und Granatapfel – für die Balance. Solo ist das Törtchen ein bißchen heavy.

Wenn Ihr das Törtchen „solo“ fabrizieren wollt, ist es ratsam die Mascarpone z.B. durch Frischkäse oder durch eine Mischung aus griechischem Sahnejoghurt und Creme Frâiche zu ersetzen.


Weiterführende Links

Passionsfrucht-Soufflé bei lamiacucina.

Passionsfrucht Schokoladen-Tartelettes bei französischkochen.


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6 Comments

  • Reply
    Katja Troge
    20. Oktober 2016 at 2:07

    Schon so oft „nachproduziert“ immer köstlichst! Herzlichen Dank für das tolle Rezept

    • Reply
      Oliver
      20. Oktober 2016 at 13:26

      Liebe Katja,

      vielen Dank für die schöne Rückmeldung. Ich freue mich, dass Dir das Rezept gefällt.

      Viele Grüße,

      Oliver

  • Reply
    Peter
    6. März 2023 at 22:17

    Samstag probiere ich das auch. Eine Frage: welcher Keks ist der richtige (beste) für den Boden?
    Toller Blog, letzten Samstag habe ich das brining und die Ente probiert. Statt Ofen (meiner ist eine Katastrophe) habe ich die Ente nach dem Brining vakuumiert und dann 11 Stunden Sous-vide gegart. Feinstes Produkt (Mieral). Das Ergebnis war sensationell und meine Gäste begeistert. Vielen Dank für die tollen Rezepte.

    • Reply
      Oliver
      6. März 2023 at 22:35

      Hi Peter,

      vielen Dank für die Rückmeldung. Nur aus Interesse: wie hast Du die Ente denn nach dem Sous Vide-Garen gebräunt?

      Zu den Keksen: am besten funktioniert Butter-Spritzgebäck. Das gibt es eigentlich in jedem größeren Supermarkt.

      Viel Erfolg und beste Grüße,

      Oliver

      • Reply
        Peter
        6. März 2023 at 22:52

        Hallo Oliver, danke für die schnelle Antwort. Ich hatte Löffelbiskuit recherchiert und die mag ich nicht und konnte mir auch nicht vorstellen, dass die trocken genug bleiben. Butter Spritzgebäck klingt perfekt.

        Mein Ofen macht, was er will, aber sicher keine konstanten 69 Grad. Daher habe ich das mit dem Wasserbad auf Nummer sicher geändert. Das Bräunen habe ich dann, wie im Rezept, zunächst mit Anbraten, dann im Ofen gemacht.

        Am Schluss gab es noch ein Finish mit der Lötlampe (die ich mal im Baumarkt für Creme Brûlée gekauft habe). Dazu gab es Steinpilz-Serviettenknödel und Rotkohl.

        Ich bin hin und weg vom brining. Ich hatte echte Sorge mit den 6%, aber das ist echt großartig. Dazu habe ich ein bisschen recherchiert und es gibt (insbesondere auf britischen Seiten) tolle Rezepte für das Brining (mit Kräutern und Gewürzen). Da werde ich mal ein paar Sachen probieren.

        • Reply
          Oliver
          7. März 2023 at 10:53

          Hi Peter,

          Danke für die Info. Die Idee mit der Lötlampe finde ich klasse.

          Das Brining funktioniert übrigens auch super bei ganz klassischem Backhähnchen.

          Viel Spaß beim Experimentieren und herzliche Grüße,

          Oliver

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